In diesen Tagen kursieren Bilder und Videos vom CHIO 2018 im Netz, die aufgesperrte Pferdemäuler, eingerollte Hälse und gequält blickende Pferdeaugen zeigen. Diese Bilder haben es bis in die Sportschau geschafft: In ein „Leitmedium“ also, dass eine so große Reichweite hat, an die alle Pferdefach-Medien zusammen nicht herankommen. Unstrittig ist, dass jede dieser „Momentaufnahmen“ eine zu viel ist. Und in einer idealen Welt gäbe es diese Bilder erst gar nicht.
Auch die „Dressur-Studien | Fair zum Pferd“ kämpfen seit Jahren gegen die Rollkur und deren Auswüchse. Wir starteten 2010 die erste Online-Petition überhaupt dazu. Im Jahr 2012 wiederholten wir das, bündelten die internationalen Petitionen und die FEI erhielt über 40.00 Unterschriften von Rollkur-Gegnern. Das Ergebnis war ernüchternd: Seitdem ist die sogenannten Low-Deep-Round-Regel in Kraft. Fassungslos befürchteten wir, dass nun das Rollkurreiten auf Abreiteplätzen immer weiter gehen würde.
Einerseits war das richtig: Die üblichen Verdächtigen rollten weiter ihre Pferde auf. Doch auf der anderen Seite passierte etwas sehr Gutes: Die Zuschauer meldeten sich zu Wort, sprachen Stewards an, wurden unbequem und machten auf Missstände aufmerksam. Gleichzeitig setzten sich immer mehr feine Reiterinnen und Reiter an die Spitze – und das ist die wirklich gute Nachricht!
Auch ich war am Donnerstag beim CHIO – also am selben Tag, an dem die neuen Bilder entstanden sind. Habe ich unschöne Bilder gesehen? Ja. Aber: Das war die Minderheit. Die Mehrheit der Reiterinnen und Reiter bemühte sich um ein feines Reiten. Ob das immer gelingt, ist eine andere Sache. Aber im Verhältnis zum Jahr 2012 hat sich einiges im Sinne der Pferde bewegt. Klar, wir, als diejenigen, die diese hässlichen Bilder im Sport einfach nicht mehr sehen wollen, sind damit noch nicht an unserem Ziel angelangt. Doch wir sind auf unserem Weg schon ein ganzes Stück weitergekommen. Anfangs war es sinnvoll laut und schrill zu sein, damit sich überhaupt etwas bewegt. Doch jetzt sind unseren wahren Verbündeten die Zuschauer, die die Stewards und Richter ansprechen. Und die guten Reiter, die eben erfolgreich vormachen, dass es auch anders – pferdegerecht – geht.
Jetzt ist es nicht an der Zeit schrille Pauschalurteile („Ein paar Bilder, die für ausnahmslos alle Reiter stehen die ich gestern und heute gesehen habe.“) zu fällen. Sondern die feinen Reiter weiter zu unterstützen, weiter aufmerksam an Abreiteplätzen zu sein und: im Dialog zu bleiben. Die Reiterwelt besteht nicht nur aus rollkurenden Reitern. Oder aus Pferden mit Wallemähnen, die am Halsring geritten werden. Etwas Augenmaß täte uns allen gut – und besonders den Pferden.
Der CHIO in der Kritik | Dressur-Studien
[…] dieser Stelle habe ich vor einiger Zeit kommentiert, dass beim CHIO, bzw. der Turnierreiterei auf diesem Niveau, Licht am Ende des Tunnels sei. […]