(Update 16.05.21: Landgestüt hebt Film- und Fotoverbot wieder auf)
Die Affäre rund um die Landstallmeisterin des nordrhein-westfälischen Landgestüts, Kristina Ankerhold, zieht weitere politische Kreise. Neben dem Umweltpoltischen Sprecher von Bündnis90/Die Grünen, Norwich Rüsse (wir berichteten) , hat nun auch die SPD-Fraktion angekündigt im zuständigen Umweltausschuss die Landesregierung um einen Bericht zu bitten. Das teilte der Pressesprecher der Fraktion, Andreas Hahn, auf Nachfragen der Dressur-Studien mit. Die umweltpolitischen Sprecher der Regierungsfraktionen von CDU und FDP zeigten sich ebenfalls irritiert, was diesen Vorfall angeht. Die Pressesprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Nadja Wilkins, sagte: „Die FDP-Fraktion nimmt Hinweise auf nicht tierschutzgerechtes Verhalten sehr ernst. Den konkreten Fall können wir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht bewerten, weil uns Informationen fehlen. Unser Fachsprecher ist dazu im Austausch mit dem Ministerium.“ Die Fachpolitikerin der CDU, Bianca Winkelmann, will das Thema direkt mit der Ministerin besprechen, wozu ein Jour Fixe am kommenden Dienstag Gelegenheit geben würde.
Unsere Nachfragen im Landesumweltministerin, das die CDU-Politikerin Ursula Heinen-Esser führt, wurden von ihrem Pressesprecher Christian Fronczak beantwortet. Er verwies auf die fast zeitgleich erschienene Stellungnahme des Landgestüts. Dabei bezog er sich auf den letzten Absatz der Stellungnahme: „Nach Einschätzung des Landgestüts bestand zu keiner Zeit eine tierschutzrechtliche Relevanz. Diese Einschätzung wird nach einem fachlichen Austausch und Prüfung der kurzen Videosequenzen grundsätzlich auch von den Fachleuten des Landwirtschaftsministeriums geteilt.“ Demnach sei der Aspekt der tierschutzrechtlichen Relevanz geklärt, ein weiterer Austausch zu dem Thema mit dem Landgestüt nicht nötig.
Dabei bezogen sich die Vorwürfe der FN nicht nur auf tierschutzrechtlich relevante Fälle. Sondern, und der Vorwurf steht nach wie vor im Raum, auf ein nicht pferdegerechtes Ausbilden. Was das umfasst ist u.a. in den Leitlinien für den Pferdesport nachzulesen, die vom Bundesumweltministerium herausgegeben worden sind. Darin auch explizit erwähnt: Das Verbot der Rollkur und die „Überbeugung des Genicks oder Halses.“ Kurz nach dem Gespräch mit Christian Fronczak schickte er eine Mail hinterher: „Hierzu möchte ich Ihnen ergänzend mittteilen, dass wir zu den aktuellen Fragestellungen weiterhin im Austausch mit dem Landgestüt und der FN stehen.“ Das Thema wird das Umweltministerium also wohl noch einige Zeit beschäftigen.
Doch nicht nur von politischer Seite dürfte die Situation für Kristina Ankerhold unangenehm werden. Ein erster Hengsthalter hat seine Pferde vom Landgestüt abgeholt und zwar „als Reaktion auf die Vorkommnisse der letzten Tage im Landgestüt“.
Gegenwind gibt es auch vom Vorsitzenden der Bundesvereingung der Berufsreiter (BBR), Burkhard Jung. Schließlich waren es „seine“ angehenden Pferdewirtschaftsmeister, die genug Rückgrat gezeigt hatten, die Szenen filmten und an die FN weiterleiteten: „Wir lehnen Trainingsmethoden jedweder Art ab, die gegen das Wohl des Pferdes gerichtet sind. Die BBR setzt sich ein für fachgerechtes Ausbilden, denn gutes Reiten ist praktizierter Tierschutz – dabei hat der grobe Einsatz von Schlaufzügeln oder das Reiten in Rollkur nichts verloren!“
Dazu kommt eine Anzeige gegen Kristina Ankerhold wegen des Verstoß gegen des Tierschutzgesetz. Sie ist beim Veterinäramt in Warendorf eingegangen, die nun das Filmmaterial von der FN anfordern und prüfen will.
Dabei gibt es ja noch weitere Möglichkeiten, um den Sachverhalt aufzuklären: Schließlich war ein ganzer Kurs angehender Pferdewirtschaftsmeisterinnen- und Meister in der Halle dabei. Deren Aussagen könnten Licht in das „Dunkel bringen. Man muss sie vielleicht einfach nur mal fragen. #NRWLandgestütGate
(Update 16.05.21: Landgestüt hebt Film- und Fotoverbot wieder auf)