Aus für „Die Pferdeprofis
Das bei Vox ausgestrahlte und von Martin Rütters Mina TV produzierte TV-Format „Die Pferdeprofis“ wird eingestellt. Wie RTL mitteilte, habe man sich nach elf erfolgreichen Jahren gemeinsam mit Mina TV darauf verständigt, „Die Pferdeprofis“ nicht fortzusetzen. Derzeit werde geprüft, inwieweit andere Projekte zum Thema Pferdehaltung und Pferdesport mit Mina TV realisiert werden können.
Die Serie „Die Pferdeprofis“ war kurz vor der Ausstrahlung der elften Staffel im Februar unter Druck geraten. Einen Tag vor der Ausstrahlung der ersten Folge hatten wir veröffentlicht, dass Uwe Weinzierl öffentlich propagiert hatte, ein Pferd von Kopf bis Bauch mit Elektrodraht zu umwickeln, um es weidefromm zu machen.
Martin Rütter lud daraufhin Ende April zu einer Diskussionsveranstaltung nach Köln ein. Teilnehmer waren u.a. die Wissenschaftlerin Willa Bohnet, Andrea Mihali vom Deutschen Tierschutzbund, Sandra Schneider, Pferdeprofi der ersten Stunde“, die Tierärztin Kirsten Tönnies, Uwe Weinzierl, Heinz Welz und ich als Herausgeberin der Dressur-Studien. In der Diskussion attestierte Andrea Mihali Martin Rütter, dass sie in verschiedenen Filmausschnitten der Pferdeprofis tierschutzwidriges Verhalten erkennen könne. Ich brachte auf den Tisch, dass Uwe Weinzierl folgende Methode anwendete, um ein Pferd halfterführig zu machen: Er band es an einen Traktor und zog es hinter sich her.
Eigentlich hätte die Diskussion nach der Aufzeichnung innerhalb weniger Wochen „ungeschnitten“ veröffentlicht werden sollen – das ist aber bis heute nicht geschehen. Und spielt wohl auch keine Rolle mehr.
Für die „alten“ Pferdeprofis Bernd Hackl, Sandra Schneider und Katja Schnabel (ja, auch hier war nicht alles Gold was glänzte) ist das Ende der „Pferdeprofis“ wohl traurig: Waren sie doch mit Herzblut bei der Sache.
Aber für die Pferde ist es auf jeden Fall eine gute Nachricht! Denn die Vorstellung, dass die brutalen „Ausbildungsmethoden“ eines Uwe Weinzierl weiterhin als „salonfähig“ über den Bildschirm flimmern, wäre schwer zu ertragen gewesen. Das haben die Pferde nicht verdient!
Warum man sich nun entschieden hat, das Format einzustellen, lässt RTL in seiner Pressemitteilung offen. Waren es die schlechten Einschaltquoten? Unsere Recherchen und die damit verbundene große Unterstützung in den sozialen Medien? Vielen Dank an alle, die so energisch gegen die gezeigte Brutalität protestiert haben! Oder war es doch Einsicht? Wir werden es wohl nie erfahren.
Wer das alles noch einmal von Anfang an nachlesen, möchte, hier gibt es die Chronologie.
Matthias Thiel
Hallo Frau Sanders, vielen Dank für Ihre Antwort! So wie Sie das jetzt nochmal beschrieben haben, kann ich Ihre Meinung wieder sehr gut nachvollziehen, und bin ehrlich gesagt auch etwas erleichtert. Klar, das man nicht jede Vorgehensweise zu jedem Fall nachvollziehen oder genau so machen würde. Da habe ich Sie tatsächlich Missverstanden.
Ich brauche mich glaube ich nicht mehr als Fan der Sendung outen und finde es nach wie vor sehr Schade, daß diese abgesetzt wird.
Einige Bilder der neuen Staffel kamen auch mir etwas komisch vor. Eben nicht wegen einer Vorgehensweise, sondern in der „Art und Weise“.
Nun ja, ich hoffe das immer mehr Menschen in Zukunft verstehen, wann Sie einem Pferd Schmerzen zufügen. Ich persönlich denke da positiv und hoffe es werden immer mehr!
Da ich an das Gute im Menschen versuche zu glauben, liegt es eben viel an der Aufklärung, und da sind Sie ja an vorderster Front.
Setzen Sie sich bitte weiter dafür ein! Lieben Dank und Gruß! Matthias Thiel
Gundi B.
Das sind wirklich gute Nachrichtenfür alle Pferde, dass diese Sendung nicht mehr produziert wird. Die ersten Sendungen habe ich auch noch geschaut, aber die nächsten Staffeln haben mich nicht mehr überzeugt, diese Methoden irgendwie in im Umgang mit meinen Pferden anzuwenden. Es sind meine Freunde, die ich versuche liebevoll und mit Respekt zu behandeln. Ich liebe die Momente, wo ich spüre, dass sie mir immer öfter vertrauen. Beide Pferde sind von ihrem Wesen her ganz wunderbar, aber auch wieder ganz unterschiedlich. Ich glaube, da gibt es sowieso nicht die EINE Methode, um mit einem Pferd umzugehen.
Ich bin froh, dass diese Sendung nicht mehr zum Nachahmen auffordern kann.
Matthias Thiel
Sehr geehrte Frau Sanders!
Ich finde Ihre Zeitung vom Fachwissen her sehr gut recherchierte. Insbesondere wenn Sie sich einem Spezial Thema widmen, sind die Hefte dauerhaft empfehlenswert.
Aber diesmal kann ich Ihre Haltung nicht nachvollziehen: Sie haben also mit ihrer überzogenen, viel zu emotionalen und dadurch unsachlichen Meinung über die Sendung, das ganze medial geschürt, und wahrscheinlich sogar dazu beigetragen, dass die Sendung abgesetzt wird.
Das feiern Sie jetzt auch noch?
Des Weiteren werden von Ihnen ja auch nicht nur Uwe Weinzierl, sondern auch anderen Trainer dieser Sendung in Frage gestellt. (Ihr Zitat: „War ja auch nicht alles Gold…“ ) Woher nehmen Sie eigentlich die Arroganz alles besser zu wissen als Bernd Hackl, Sandra Schneider und Katja Schnabel?
Wenn jemandem das Wohl der Pferde naheligt, dann erwiesenermaßen Sandra Schneider. (nur als Beispiel)
Das war tatsächlich die einzige Sendung im deutschen Fernsehen, in welcher man etwas über das Pferd lernen konnte, und zwar außerhalb einer Blase in der Reit- und Sportwelt, welche überhaupt nicht auf das Wohl der Pferde eingeht und unseren Kindern heute noch von Anfang an gar nichts oder sehr schlechte Methoden beibringt, welche WIRKLICHE UND DAUERHAFTE Tierquälerei sind. Das ganze unter dem Motto: Das wird halt so gemacht. Diese Kinder praktizieren dann ihr Leben lang dauerhaft Tierquälerei.
Ich würde mir wirklich wünschen Sie würden an dieser Stelle den Leuten genauso emotional den Kampf erklären und aufdecken, als bei einem so harmlosen und teilweise aber eben auch sinnvollen Format wie „Die Pferdeprofis“.
Ich glaube wir haben alle das Ziel, das es den Pferden gut geht, aber sie haben da wirklich die völlig falschen Leute im Visier.
Aufgrund Ihres emotionalen und dadurch teilweise unsachlichen Artikels über das Interview mit Martin Rütters, Uwe Weinzierl etc., stellt sich mir die Frage inwieweit man Ihre Statements in Zukunft noch ernst nehmen kann.
Kümmern Sie sich doch bitte lieber um Sportreiter und die ganzen Beerbaums und Schockemöhles dieses Landes. An der Stelle fände ich Ihre emotionale Haltung durchaus angebracht.
Gruß
Matthias Thiel
Claudia Sanders
Hallo Herr Thiel, ich fürchte, meine Formulierung „nicht alles Gold was glänzt“ ist missverständlich. Ich schätze die „alten“ Profis ausnahmslos sehr. Allerdings muss ich nicht jede ihrer Korrekturen toll finden – muss ich auch nicht, denn das war immer eine Frage des „Geschmacks“. Es gab nie Szenen, in denen ein gewaltiger Druck als alleinige Lösung eines Pferdeproblems verkauft wurde. Ihre Beschreibung, dass die „Pferdeprofis“ harmlos waren, gilt für Staffel 1 bis 10 – danach definitiv nicht mehr. Jede Woche konnten so vielleicht gut eine Million Menschen sehen, dass Gewalt durchaus ein Mittel der Pferdeausbildung ist – und das ist ein No-Go! Stichwort Social License, die wir als Reiter in der Gesellschaft langsam verlieren. Die neue Staffel der „Pferdeprofis“ hat hier einen große Schippe Erde auf das vermeintliche Grab geworfen. Und gerade weil wir auch (aber bei weitem nicht nur) im Turnierbereich Probleme haben, brauchen wir nicht noch mehr Brutalos am Pferd in der Samstagabendunterhaltung. Und was brutale Sportreiter angeht: Haben wir auch auf dem Schirm, seit 2005 – immer wieder einmal.