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Philippe Karl: Die Rolle der Balance in der Légèreté

Dieser Artikel ist eine Leseprobe aus unserem Heft “Balance und Harmonie”, das in unserem Sammelband 2008 erhältlich ist. Titel Sammelband 2009

 

Der Standpunkt: Die Lehren des Gleichgewichts von Philippe Karl

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Oben: Pferd: 450 kg Reiter: 75 kg Unten: 200 kg 250 kg +25 kg +50 kg Übergewicht auf der Vorhand: 75kg

 

 

Beim Reiten sitzt ein Mensch (ca. 75 kg) auf einem Pferd (ca. 500 kg). Obwohl das Gewichtsverhältnis dabei etwa eins zu sieben beträgt, maßt sich der eine an, den anderen nach Belieben lenken und gar dessen Gangarten stilisieren zu wollen. Dabei treten offensichtlich zwei Arten von Problemen auf: Die einen betreffen das Gleichgewicht, die anderen die Kommunikation von Reiter und Pferd.

Es ist verwunderlich – oder aufschlussreich –, dass beide Problemstellungen in den offiziellen Schriften, an denen sich die Dressurszene heutzutage orientiert, praktisch nicht erwähnt werden. Sicher wird dort verkündet, dass „falsche Gewichtsverteilung des Reiters die Balance und das taktmäßige Gehen des Pferdes stört“ (FN-Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 2, 11. Auflage 1990, S. 51). In der Tat. Man müsste dem Reiter jedoch erklären, welche Balance? Um was zu machen? Und vor allem, wie kann er denn das Gleichgewicht beeinflussen?

Betrachten wir anhand einiger Beispiele die praktischen Auswirkungen einer Reiterei, die auf gesicherten Tatsachen der Gleichgewichts- und Bewegungslehre beruht – denn beide sind untrennbar miteinander verbunden.

Die Schule der Hilfen
Das Maul ist das empfindlichste Organ des Pferdes, mit dem der Reiter in Verbindung steht. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe des Gehirns (Kommunikation) und am Ende eines langen Hebelarms (Gleichgewicht) – dem Pferdehals. Um das Gleichgewicht beeinflussen zu können, muss der Reiter diesen Hebelarm bzw. diese Balancierstange unter seine Kontrolle bringen. Der Kommunikation wiederum ist er es schuldig, die bestmögliche Beziehung zum Pferdemaul zu unterhalten.

Die Erkenntnisse der Anatomie und Physiologie haben gezeigt, dass das Zungenbein, an dem die Zunge befestigt ist und das gleichzeitig mit dem Brustbein, dem Genick und den Schultern verbunden ist, einen Knotenpunkt für die gesamte Vorhand bildet – und sogar weit darüber hinaus. Jede Störung – ob unangebrachte Kopf-Hals-Haltung, Gleichgewichtsverlust, Angst, Schmerz usw. – verursacht Blockaden des Kiefers und der Zunge: Das Pferd hält das Maul fest. Darüber hinaus hat die Verhaltenskunde gezeigt, dass die Mobilisierung des Unterkiefers und der Zunge eine wesentliche Rolle bei der Unterwürfigkeitshaltung spielt, mit der das Pferd einem Dominanteren seine Unterordnung signalisiert.

Um das Gleichgewicht über die Position des Pferdehalses beeinflussen zu können, muss der Reiter also vor allem in der Lage sein, Unterkiefer und Zunge nach Belieben zu lockern und zu mobilisieren – als untrügliches Zeichen und Garantie dafür, dass das Pferd entspannt ist und sich ihm willig unterordnet, mit anderen Worten: dass das Pferd ihm vertraut.

Indem er das Pferd im Hals ausreichend hoch aufrichtet – wie hoch, hängt vom Gebäude des Pferdes ab –, macht der Reiter es ihm unmöglich, sich auf die Hand zu stützen. Durch eine lebhafte Aufwärtseinwirkung beider Hände (frz.: „demi-arrêt“), die auf die Maulwinkel und nicht etwa auf die äußerst empfindliche Zunge wirkt, bringt er das Pferd dazu, den Halsansatz anzuheben und schließlich im Unterkiefer nachzugeben („cession de mâchoire“). Dabei kostet das Pferd sein Gebiss und führt eine Schluckbewegung aus. Dies belohnt der Reiter sofort durch Absenken der Hände und Aussetzen der Zügelhilfen („descente de main“): Das Pferd wird leicht an der Hand („légèreté à la main“).

Wenn das Pferd sich selbst trägt (Gleichgewicht) und im Maul jederzeit willig nachgibt (Entspannung und Unterordnung), so kann der Reiter es im Hals nach Belieben seitlich biegen (Dehnungsübungen), um dadurch die Dehnungshaltung zu erarbeiten (Dehnung der gesamten Oberlinie). Diese ist unerlässlich für die freie Beweglichkeit der Rücken-Nieren-Partie des Pferdes und damit ein entscheidender Faktor der Vorwärtsbewegung. Jede neue Haltung wird durch ein Nachgeben im Unterkiefer bestätigt. In letzter Instanz führt der Prozess schließlich zur Genickbeugung (Beizäumung) in hoher Aufrichtung und zu einer ruhigen Kopfhaltung (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Schulung des Pferdes in Bezug auf die Reiterhand, von oben nach unten: Nachgeben im Unterkiefer („cession de mâchoire“), seitliche Biegungen, Dehnungshaltung,  Genickbeugung in hoher Aufrichtung.
Abbildung 1: Schulung des Pferdes in Bezug auf die Reiterhand, von oben nach unten: Nachgeben im Unterkiefer („cession de mâchoire“), seitliche Biegungen, Dehnungshaltung,
Genickbeugung in hoher Aufrichtung.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass ein Ausbildungssystem, das den Pferdekopf durch erzwungene Beizäumung (Schmerz, Verspannung) in tiefer Position feststellt (Verschlechterung des Gleichgewichts) – sei es über Hilfszügel oder ständig tief getragene Hände, bei zusätzlich stramm zugezogenem Reithalfter (Kommunikation gleich Null) –, das Pferd quasi von hinten aufzäumt und die Natur des Pferdes vergewaltigt.

 

In der senkrechten Ebene: Gleichgewicht verbessern, Tempo verlangsamen

Untersuchungen der Bewegungsmechanik im Trab, z.B. anhand von Fotografien, zeigen, dass das Pferd in der gesamten Spanne vom starken Trab bis hin zur Versammlung in der Passage niemals seine Stützbasis – also den Abstand zwischen den beiden stützenden diagonalen Beinen – verkürzt. Häufig wird die Stützbasis in der Passage sogar nach hinten heraus erweitert. Das vermehrte Untertreten der Hinterbeine in Richtung unter den Schwerpunkt, sei es um das Gleichgewicht zu verbessern oder das Tempo zurückzunehmen, ist also ein geistiges Wunschbild (Abbildung 2).

Abbildung 2: Beim Übergang vom starken Trab zum Arbeitstrab, versammelten Trab und zur Passage verkürzt das Pferd zwar die Trittlänge, jedoch niemals seine diagonale Stützbasis.
Abbildung 2: Beim Übergang vom starken Trab zum Arbeitstrab, versammelten Trab und zur Passage verkürzt das Pferd zwar die Trittlänge, jedoch niemals seine diagonale Stützbasis.

Daraus folgt, dass die halbe Parade, bei der das Pferd kurzfristig vermehrt zwischen den treibenden und verhaltenden Hilfen eingeschlossen wird, wirkungslos ist – und sogar schädlich, denn durch die widersprüchlichen Einwirkungen stumpft das Pferd dabei sowohl an den treibenden als auch an den verhaltenden Hilfen ab. Die halbe Parade ist vielmehr durch den „Demi-arrêt“ zu ersetzen, wie er von La Guérinière, Baucher, L’Hotte und vielen anderen propagiert wurde: eine reine Aufwärtseinwirkung der Hand, ohne gleichzeitigen Schenkeleinsatz, mit der das Gewicht durch Aufrichtung des Halsansatzes Richtung Hinterhand verlagert wird (s. Abbildung 3). In Abhängigkeit dessen, was er mit der Einwirkung erreichen will, nimmt der Reiter den Oberkörper dabei etwas zurück. Erst bei den Lektionen, bei denen das Pferd seine Stützbasis tatsächlich verkürzt (versammeltes Halten, Piaffe, stark versammelter Galopp, Galoppirouette), beginnt der Reiter vorsichtig, die Aufrichtung des Halses mit dem vorwärtstreibenden Schenkel zu kombinieren.

Gleichgewichts- und Bewegungslehre sowie der gesunde Menschenverstand sprechen also für einen getrennten und gemäßigten Einsatz der Hilfen, entsprechend dem von François Baucher geprägten Grundsatz „Hand ohne Schenkel, Schenkel ohne Hand“.

 

In der horizontalen Ebene: Wendungen auf einem oder zwei Hufschlägen

Wie anatomische Studien zeigen, kann das Pferd seine Wirbelsäule keinesfalls gleichmäßig vom Genick bis zum Schweif seitlich biegen. Vielmehr weisen biomechanische Untersuchungen darauf hin, dass das Pferd sich dank periodischer Schwingungen der Wirbelsäule fortbewegt. Daraus folgt, dass das Pferd in Wendungen nicht in der Lage ist, die Krümmung seiner Wirbelsäule – wie ein Zug auf Schienen – gleichmäßig an die gebogene Linie anzupassen, auf der es sich bewegt. Also darf der Reiter dabei auch nicht seine Schenkel einsetzen, um die illusorische Rippenbiegung um den inneren Schenkel zu erhalten.

Abbildung 3: Unterschiedliche Auswirkungen von  halber Parade (oben) und „Demi-arrêt“ (unten) .
Abbildung 3: Unterschiedliche Auswirkungen von
halber Parade (oben) und „Demi-arrêt“ (unten) .

Ein freilaufendes Pferd wendet, indem es den Kopf nach außen nimmt, denn dadurch kann es sein Gewicht am besten auf die innenliegende Schulter verlagern. Also wird die Wendung durch die Verlagerung des Gewichts von einer Schulter auf die andere bestimmt. Der Rest des Pferdekörpers schiebt hinterher. Die Hilfengebung für die Wendung muss sich also darauf beschränken, dass der Reiter vermehrt zu der Seite sitzt, zu der er wenden will (unabhängig von der Biegung), und seine Hände entsprechend zur Seite bewegt (öffnender oder anliegender Zügel). Mit den Schenkeln wirkt der Reiter dabei nur ein, wenn das Pferd an Aktivität verliert. In den Seitengängen muss der Reiter den Anforderungen des Gleichgewichts folgend in Bewegungsrichtung sitzen, unabhängig von der Halsbiegung: Im Schulterherein rechts zum Beispiel sitzt er nach links, in der Traversale nach rechts entsprechend nach rechts, im Renvers auf einem Zirkel linker Hand nach links, im Travers auf einem Zirkel rechter Hand nach rechts (Abbildung 4).

Dass das Schulterherein, das eigentlich eine Basisübung ist, so häufig als schwierig angesehen wird, liegt daran, dass die meisten Reiter dabei nach innen sitzen. Dieser Verstoß gegen die Gebote des Gleichgewichts führt zu einem Widerspruch in den Reiterhilfen. Der Sitz sagt: „Komm nach innen!“, die Hände protestieren: „Nein, nicht nach innen laufen!“ und der innere Schenkel fordert: „Geh nach außen!“.

 

Abbildung 4: von links nach rechts: oben: rechts öffnender Zügel, links anliegender Zügel.  Unten: 1. Traversale, 2. Renvers, 3. Schulterherein, 4. Travers. Der Reiter sitzt in Bewegungsrichtung.
Abbildung 4: von links nach rechts: oben: rechts öffnender Zügel, links anliegender Zügel.
Unten: 1. Traversale, 2. Renvers, 3. Schulterherein, 4. Travers. Der Reiter sitzt in Bewegungsrichtung.

Galopparbeit

Bereits im 19. Jahrhundert bewies Marey in wissenschaftlichen Experimenten, dass das Pferd zum Beispiel im Rechtsgalopp das linke seitliche Beinpaar stärker belastet. Dies erklärt auch, warum ein Pferd, das Schmerzen in einem der rechten Beine hat, lieber auf dem rechten Fuß galoppiert (angeführt in Licart, „Equitation raisonnée“). Daraus ergibt sich, dass der Reiter beim Angaloppieren im Rechtsgalopp vermehrt nach links sitzen muss. Im Kontergalopp (Rechtsgalopp auf der linken Hand) unterstützt er durch den Sitz nach links sowohl den Rechtsgalopp als auch die Wendung nach links – und entspricht damit den Anforderungen des Gleichgewichts bei gleichzeitig stimmigen Hilfen. Am meisten belastet das Pferd das innere Beinpaar beim Wenden in Konterstellung. Also kann der Reiter dem Pferd den fliegenden Galoppwechsel von rechts nach links am einfachsten beibringen, indem er es auf einem Zirkel rechter Hand in Linksbiegung (links anliegender Zügel) nach links umspringen lässt. Dabei sitzt der Reiter entsprechend nach rechts (Abbildung 5).
Hinzu kommt, dass die Hinterhand des Pferdes leichter ist als die Vorhand und die Fliehkraft sie deshalb stärker beeinflusst. Dies erklärt, warum ein Pferd, das sich im Außengalopp auf einer gebogenen Linie befindet, immer zuerst mit den Vorderbeinen in den Handgalopp umspringt, während ein Pferd, das im Handgalopp auf einer gebogenen Linie geht, immer zuerst mit den Hinterbeinen in den Außengalopp umspringt. Erarbeitet der Reiter also den fliegenden Wechsel auf dem Zirkel von innen nach außen, so ist garantiert, dass das Pferd den fliegenden Wechsel korrekt mit den Hinterbeinen beginnt.

In Bezug auf das Gleichgewicht ist es also eine falsche „gute Idee“, den fliegenden Wechsel von rechts nach links mit einer Linkswendung und Reitersitz nach links erarbeiten zu wollen. Damit handelt sich der Reiter vielmehr eine ganze Reihe von schwerwiegenden Problemen ein.

 

Abbildung 5: oben: Sitz des Reiters beim Angaloppieren im Rechtsgalopp und im Kontergalopp auf der linken Hand; unten:  Erarbeiten des fliegenden Galoppwechsels von rechts nach links auf dem Zirkel.
Abbildung 5: oben: Sitz des Reiters beim Angaloppieren im Rechtsgalopp und im Kontergalopp auf der linken Hand; unten: Erarbeiten des fliegenden Galoppwechsels von rechts nach links auf dem Zirkel.

Versammlung

Gleichgewichts- und Bewegungslehre zeigen, dass es verschiedene Arten von Versammlung gibt. Wenn der Reiter diese nicht zu unterscheiden weiß, erreicht er womöglich weder die eine noch die andere Form.
Die Versammlung in der Piaffe: Ein piaffierendes Pferd befindet sich nur dann wirklich in einem Gleichgewicht „auf der Hinterhand“, wenn es den Hals so hoch wie möglich aufrichtet, das stützende Vorderbein senkrecht steht und die Hinterbeine mit gebeugten und abgesenkten Hanken aktiv vermehrt unter den Körper treten. Im heutigen Dressursport wird dagegen die Note 7 oder 8 für Piaffen vergeben, in denen das Pferd manchmal doppelt soviel Gewicht mit den Vorderbeinen wie mit den Hinterbeinen trägt (eine verheerende Konsequenz aus dem Einsatz der halben Parade und dem Einrollen der Pferde). Dies sind nicht etwa schlechte Piaffen, sondern absolute Anti-Piaffen, eine wahre Perversion des Gleichgewichts (Abbildung 6).
Die Versammlung in der Passage: Vereinfacht dargestellt piaffiert ein Pferd hauptsächlich mit den Hanken und der Muskulatur der Unterlinie (Bauchmuskeln, Lendenmuskeln und Hüftbeuger). Passagieren tut es dagegen vor allem mit den Schultern und der Muskulatur der Oberlinie. Das Pferd kann sich nur dann nach oben abdrücken und federn, wenn es die Schultern entsprechend nach oben zieht – ähnlich wie beim Springen. Wenn ein Pferd aufgrund mittelmäßiger Gangarten also nicht spontan von Natur aus erhabene Bewegungen zeigt, so wird es niemals das Gleichgewicht oder die Schwebephase haben, die für die Passage notwendig wären. Aus diesen Betrachtungen folgt, dass der Reiter sich wiederholte Übergänge zwischen einem guten Spanischen Schritt (abwechselndes betontes Anheben der Schultern) und versammeltem Trab (Vorwärtsschub) zunutze machen kann, um damit nahezu jedem beliebigen Pferd eine korrekte Passage beizubringen.

 

Abbildung 6: CG= Schwerpunkt. Je nach Haltung des Pferdes nehmen Vorder- und Hinterhand unterschiedlich viel Last auf. Pferd: 450 kg, Reiter: 75 kg Bild 1:Gewicht auf den Hinterbeinen: 225 kg, d.h. 3/7Gewicht auf den Vorderbeinen: 300 kg, d.h. 4/7  Bild 2: • Verkürzung der Stützbasis von hinten: 2/7		Gewicht auf den Hinterbeinen: 315 kg		Gewicht auf den Vorderbeinen: 210 kg	• 	zusätzlich Aufrichtung des Halses: ca. 20 kg weniger		Gewicht auf den Hinterbeinen: 325 kg		Gewicht auf den Vorderbeinen: 200 kg		Das Pferd ist „auf der Hinterhand“. Bild 3: 	• 	Verkürzung der Stützbasis von vorne: 2/7		Verkürzung der Stützbasis von hinten: 2/7		Gewicht auf den Hinterbeinen: 175 kg		Gewicht auf den Vorderbeinen: 350 kg	• 	zusätzlich Einrollen des Halses: ca. 10 kg mehr		Gewicht auf den Hinterbeinen: 170 kg		Gewicht auf den Vorderbeinen: 355 kg Das Pferd „fällt auf die Vorhand“.
Abbildung 6: CG= Schwerpunkt. Je nach Haltung des Pferdes nehmen Vorder- und Hinterhand unterschiedlich viel Last auf. Pferd: 450 kg, Reiter: 75 kg
Bild 1: Gewicht auf den Hinterbeinen: 225 kg, d.h. 3/7 Gewicht auf den Vorderbeinen: 300 kg, d.h. 4/7
Bild 2:
• Verkürzung der Stützbasis von hinten: 2/7 Gewicht auf den Hinterbeinen: 315 kg Gewicht auf den Vorderbeinen: 210 kg • zusätzlich Aufrichtung des Halses: ca. 20 kg weniger Gewicht auf den Hinterbeinen: 325 kg Gewicht auf den Vorderbeinen: 200 kg Das Pferd ist „auf der Hinterhand“.
Bild 3: • Verkürzung der Stützbasis von vorne: 2/7 Verkürzung der Stützbasis von hinten: 2/7 Gewicht auf den Hinterbeinen: 175 kg Gewicht auf den Vorderbeinen: 350 kg • zusätzlich Einrollen des Halses: ca. 10 kg mehr Gewicht auf den Hinterbeinen: 170 kg Gewicht auf den Vorderbeinen: 355 kg
Das Pferd „fällt auf die Vorhand“.

 

Fazit

Das Wichtigste bei der Ausbildung des Pferdes ist, ihm die Bedeutung der Reiterhilfen beizubringen – schließlich geht es hier um Kommunikation. Dies kann jedoch nur dann gelingen, wenn der Reiter dabei die Gebote des Gleichgewichts und der Bewegungslehre respektiert (die er natürlich kennen muss). Diese natürlichen Hilfen erlauben dem
Reiter dann, dem Pferd nach Belieben und ohne Zwang die optimale Haltung und das optimale Gleichgewicht vorzugeben, die es braucht, um eine bestimmte Übung oder Lektion auszuführen. Nur unter dieser Voraussetzung ist Reiterei wirklich klassisch. Das heutige Dressursystem hält sich nicht an diese Grundsätze. Deshalb beschränkt es sich darauf, Pferde mit außergewöhnlichen Qualitäten lediglich auszunutzen – manchmal mit Geschick, meist aber mit autoritärem Krafteinsatz. So führt es schließlich zu schwerwiegenden Verfälschungen klassischer Lektionen.

Bis 1958 enthielt das Reglement der Internationalen Reiterlichen Vereinigung FEI folgenden Absatz: „In allen Gangarten ist eine leichte Mobilität des Unterkiefers ohne Nervosität der Beweis für den Gehorsam des Pferdes und für eine harmonische Verteilung der Kräfte.“ Mit anderen Worte: Ohne „Légèreté“ (frz. für Leichtheit) kann es kein Gleichgewicht und damit auch keine Versammlung geben. (Übersetzung: Ilka Flegel)

 

 

 

 

 

 

Das Pferd piaffiert hauptsächlich mit den Hanken und der Muskulatur der Unterlinie (Beuger der Hinterhand: 1 Lendenmuskel, 2 Hüftbeuger,  3 Bauchmuskeln. Heber des Halses: 4 gezahnter Halsmuskel. Heber der Vorderbeine: 5 Arm-Kopf-Muskel).
Das Pferd piaffiert hauptsächlich mit den Hanken und der Muskulatur der Unterlinie (Beuger der Hinterhand: 1 Lendenmuskel, 2 Hüftbeuger, 3 Bauchmuskeln. Heber des Halses: 4 gezahnter Halsmuskel. Heber der Vorderbeine: 5 Arm-Kopf-Muskel).

Text und Zeichnungen: Philippe Karl.
Informationen über den Autor Philippe Karl und die Schule der Légèreté finden Sie auf seiner Internetseite unter www. philippe-karl.com
Lesetipp:
Philippe Karl: „Irrwege der modernen Dressur“, Cadmos 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieser Artikel ist eine Leseprobe aus unserem Heft “Balance und Harmonie”, das in unserem Sammelband 2008 erhältlich ist. Titel Sammelband 2009

 

  1. […] fand es in diesem Film so derb unlogisch, so schön manche Filmszenen auch sind. Aber was anderes: Dressur-Studien | Balance-Legerete Die letzte Zeichnung unten (nachdem man den ganzen Text verinnerlicht hat) zeigt doch, das ein […]