Mit klaren Forderungen zum Tierschutz im Pferdesport ist heute der 30. Deutsche Tierärztetag in Dortmund zu Ende gegangen. Unter der Leitung von Tierarzt Dr. Michael Köhler formulierte der Arbeitskreis „Tierschutz im Pferdesport“ mehrere Anliegen an die Politik.
Von den rund 1,3 Millionen Pferden in Deutschland sind lediglich etwa 15 Prozent als Sportpferde registriert. Etwa 100.000 davon, so Dr. Köhler, seien bei der FN gemeldet, der übrige Teil im Traber- und Galoppsport. Immer wieder stellten die Tierärzte fest, dass es an Sachkunde fehle. Zitat Dr. Köhler: „Die Sachkunde fehlt an vielen Punkten.“ Dies betreffe sowohl die Bedürfnisse der Pferde als auch den Umgang mit ihnen, wo erhebliche Defizite sichtbar würden.
Der Arbeitskreis fordert daher, dass jeder Halter und Besitzer einen Sachkundenachweis erbringen sollte. Auch im Turniersport sehen die Tierärzte dringenden Handlungsbedarf. Bislang verweisen Veranstalter bei Fragen des Tierschutzes häufig darauf, dass Reiter oder Besitzer verantwortlich seien. Künftig soll nach dem Willen des Deutschen Tierärztetages § 11 des Tierschutzgesetzes – dort ist das „Zur-Schau-Stellen“ von Tieren geregelt – so ergänzt werden, dass Veranstalter ausdrücklich verpflichtet sind, Tierschutzaspekte zu berücksichtigen.
Weiterhin verlangen die Tierärzte, dass die Anwesenheit eines Tierarztes bei allen Veranstaltungen verpflichtend wird – nicht nur bei FN- oder FEI-Turnieren oder im Rennsport, sondern auch in allen weiteren Bereichen.
Ein weiterer zentraler Punkt betrifft die Ausrüstung der Pferde. Hier regen die Tierärzte an, eine Art „TÜV“ einzuführen, der überprüft, ob neue Ausrüstungsprodukte tatsächlich notwendig und sinnvoll sind. Dafür könnte eine Kommission geschaffen werden, in der auch Tierärzte und Ethiker vertreten sind, die entsprechendes Material begutachten und zertifizieren.
Besonders wichtig sei auch die zeitnahe Überarbeitung der Leitlinien im Pferdesport. Diese stammen zwar erst aus dem Jahr 2020. Eine Überarbeitung soll erfolgen, wenn Studienergebnisse zur Frage vorliegen, ob es sinnvoll ist, Rennpferde bereits mit 18 Monaten ins Training zu nehmen. Je nach Ergebnis sei eine Anpassung der Leitlinien unumgänglich. Ebenso dringend müssten die Leitlinien zur Pferdehaltung erneuert werden. Sie stammen aus dem Jahr 2009 und gelten nach den Worten Köhlers als überarbeitungsbedürftig. (cls)