Es ist ja nun nicht die erste Folge „Die Pferdeprofis“ die ich mir angesehen habe, nein, wirklich nicht. Und ich hatte mir immer geschworen: Da schreibst du nix drüber. Zumal ich ja im Grunde meines Herzens Rheinländerin bin und das Motto „Jeder Jeck ist anders“ oder „Jeder nach seiner Façon“ nicht nur Redens- sondern Lebens- und manchmal auch Überlebensart ist.
Aber jetzt ist es gut, wirklich. Das schwarz- weiße Tinkertier samt „empathischer“ Besitzerin und der liebe Bernd: Ich habe durchgängige Schnappatmung und ständig das Bild vom Bernd-Pferdeprofi im Kopf und dem eindringlichen Satz: „Möge ihn der Blitz beim Scheißen treffen, wenn er so weiter macht. Und gibt es den Mann auch in einer Version 2.0, mit etwas mehr Pferdeverstand?“ Bitte, glauben Sie mir, wenn ich sage: Ich neige wirklich nicht dazu Menschen, während ihrer Exkrementausscheidungen, von wettertechnischen Phänomenen in die Unbeweglichkeit befördern zu lassen. Aber man muss auch einmal sagen dürfen, wenn etwas so hanebüchen ist, dass man nur noch die Hände über den Kopf zusammenschlagen – oder Glossen darüber schreiben – kann.
Eigentlich kann dieses Format „Die Pferdeprofis“ als wunderbarer Slapstick begriffen werden. Das Tinkerlein rollt die Augäpfel so, dass selbst unbedarfte Zuschauer befürchten müssen, dass das Kerlchen gleich seine Sehkraft verliert, während der Sprecher mit salbungsvoller Stimme murmelt: „Jetzt hat er endlich Vertrauen zu Bernd gefasst“. Und Bernd Pferdeprofi grinst selig.
Da bin ich ja froh, dass ich kein Profi bin. So als Laie würde ich ja schon zusammenzucken, wenn mein Pferd mit gesträubten Fell und aufgeblähten Nüstern neben mir steht. Aber alles Blödsinn: Der Profi erkennt sofort: alles im grünen Bereich. Und auch dass das Tinkerlein nach nur sechsmonatiger Ausbildung sich die Seele aus dem Leib bockt, als Bernd-Profi den Westernsattel aufs Pferdchen haut: Das war doch irgendwie wirklich überraschend, oder? Einfachere „Nicht-Profi“- Menschen wären vielleicht einen Hauch umsichtiger vorgegangen, hätten sich besser vorbereitet, einen Helfer dabei gehabt, der das Tinkerlein vorn beruhigt, während hinter der Sattel aufklatscht und – selbstverständlich – gleich mit voller Wucht festgezogen wird. Oder sie hätten sogar Handschuhe bei der Arbeit getragen. Aber, hach, was wissen wir schon von dem tief verborgenen Wissen der Pferde-Profis?
Gut, ich will selbstverständlich nicht ungerecht sein. Besser das Tinkerlein durchlebt solch eine „Ausbildung“, als dass es in die Wurst geht. Es war ja vor gefühlten 100 Jahren auch ein Fortschritt, als wir von der mechanischen klappernden Schreibmaschine auf den PC umgestiegen sind. Und natürlich darf jeder heute noch diese wunderbaren, alten Schreibmaschinen hervorzaubern und anpreisen. Nur: Ob er sich damit einen Ruf als PC-Profi erwirbt? Das gibt es wohl nur in der Pferdeszene …
Aber, die gute Nachricht zum Schluss. Dem lieben Bernd-Profi wird selbstverständlich kein Ungemach auf seinem stillen Örtchen widerfahren, wie in der Überschrift angedeutet. Denn er macht so nicht weiter. Na ja, wenigstens vorerst nicht. Denn demnächst werden die „Drei Engel für Tiere“ zeigen, wie die etwas kleineren Hausgenossen in Schach zu halten sind. Als Vorankündigung war ein Papagei zu sehen, der seiner Besitzerin beherzt den gewetzten Schnabel zielsicher in den Oberarm hackte. Und einer dieser „Engel für Tiere“, der ein weißes Stofftier schwenkte. Damit der nette Vogel umkonditioniert werden könne: Hacke ins Stofftier, statt in die Besetzerin! Das kann ja was werden. In dem Sinne wünsche ich Ihnen allzeit gewetzte Schnäbel. Und Krallen. 😉
Update, 1. März 2015:
Zugegeben, mit der Formulierung der alten bayerischen Redensart „Möge ihn der Blitz…“ sind mir die Gäule durchgegangen. Dass dies nicht wortwörtlich gemeint ist, versteht sich von selbst. Anlass für diese Glosse war nicht etwa „Neid“ oder „keine Ahnung vom Horsemanship“ oder etwa eine „generelle Ablehnung von Horsemanship“. Im Gegenteil: Wer unser Heft kennt, weiß, dass wir auch immer wieder Ausbilder aus dieser Reit- und Arbeitsweise zu Wort kommen lassen. Doch angesichts der in meinen Augen sogar gefährlichen Szenen, in der oben genannten Folge der Pferdeprofis, blieb mir schlicht die Luft weg und ging mir auch die Contenance flöten: Wenn ich mir vorstelle, dass unbedarfte Reiter dem nacheifern, na dann gute Nacht. Wenn diese überspitzte Glosse auch nur einen dazu bewogen hat, einen Moment über die „Vorbildfunktion“ von Ausbildern nachzudenken, dann ist schon einiges erreicht.
Rainer Mayer
Ich hoffe auch, dass diese Gurken nicht zu Vorbildern werden, sondern nur zur ABSCHRECKUNG dienen-aber leider ist es wohl ernst gemeint…schade wie immer um die Pferde!!!