Ausbilden nach Plan – wenn nichts nach Plan geht
Von Sandra Will
Na prima, denken Sie. Schon wieder tolle Ausbildungskonzepte – nur schade, dass sie für mich nicht durchführbar sind, weil von einer Standard-Reitanlage mit Halle und helfenden Personen ausgegangen wird. Sehr witzig, wenn der eigene Pferdealltag darin besteht, irgendwann im Halbdunkel über einen matschigen Weg zum Offenstall zu waten die zwei bis vier eigenen Viecher zu versorgen, sich zu überlegen, ob die Zeit fürs Ausreiten noch langt oder ob man doch mal wieder etwas auf dem abgesteckten Grasviereck, das genaugenommen ein Oval ist, unternehmen soll. Und mit einem Blick auf den schlammverkrusteten aber gewiss glücklichen Vierbeiner lässt man es dann sein – mal wieder.
Es gab Zeiten, da hat man das Grasviereck mal regelmäßig genutzt und es ging eigentlich gar nicht so schlecht. Aber irgendwann wurde es langweilig. Kein Austausch mit anderen, keine Erfolgserlebnisse, kein Konzept und irgendwann waren Reiter und Pferd gleich angeödet.
Und immer, wenn in Zeitschriften oder Büchern von tollen Arbeitsplänen die Rede ist, passt es auf die eigenen Bedingungen nicht!
Letztlich ist es aber nur ein innerer Schweinehund, der hier kläfft! Es ist vermutlich nicht möglich, unter oben beschriebenen Bedingungen, ein Grand Prix Pferd auszubilden, aber ausbilden kann man ein Pferd überall!
Checklisten erweitern
Stellen Sie also zunächst zusätzlich zu den Checklisten im Einführungsartikel eine weitere auf:
1. Welche räumlichen Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung? Das kann die eigene Koppel sein, aber auch über die Erreichbarkeit einer Reithalle oder wenigstens eines beleuchteten Reitplatzes sollte man nachdenken. Auch die Gegebenheiten im Gelände sollten mit prüfenden Augen begutachtet werden.
2. Welche Personen könnte ich ansprechen, die gelegentlich mal gucken kommen und eine möglichst neutrale Aussage über meine Reiterei machen könnten? Auch als einsamer Offenstaller findet man sicher jemanden, der einmal mit einer Videokamera filmt.
3. Wie sicher fühle ich mich mit meinem Pferd? Dies ist entscheidend, denn die Anzahl der Möglichkeiten, die man auch ohne Halle zum planvollen Arbeiten mit dem Pferd nutzen kann, steht proportional zum Vertrauen, das man in sein Pferd haben kann. Mit einem zur Hysterie neigenden Jungpferd, das noch keinerlei Hilfen kennt, benötigt man unbedingt einen eingezäunten Platz – mit dem zwar etwas steift gewordenen, aber grundgutmütigen, langjährigen Freizeitkumpel kann man zur Not auch den Feldweg neben der Bundesstraße nutzen.
Grenzen der Dressurarbeit ohne Halle
Die folgenden Arbeitspläne sind vor allem in Bezug auf diesen dritten Punkt der Checkliste aufgebaut. Sie beziehen sich auf Arbeitsbedingungen ohne Reitanlage in Stallnähe und berücksichtigen, dass in der Regel kein Helfer zur Verfügung stehen wird – es sei denn, er wird extra bestellt. Die Arbeitspläne werden auch die Grenzen einer solchen Arbeit aufzeigen und in manchen Fällen wird leider nur eine Erkenntnis bleiben: Stellen Sie das betreffende Pferd zumindest für eine Zeit lang in eine geeignete Reitanlage.
Übungstreffs organisieren
Dennoch: Auch ohne Reitanlage kann man viel erreichen und mit etwas Organisation lassen sich auch andere Interessierte finden, die es satt haben, planlos und allein mit ihren Pferden vor sich hinzudümpeln. Ein Artikel wird somit Arbeitsvorschläge für Übungstreffs beinhalten. Solche Übungstreffs machen Spaß und bieten die Möglichkeit zu gegenseitiger Fortschrittskontrolle.
Im nächsten Artikel finden Sie den ersten Arbeitsplan, der sich auf die Arbeit mit einem seit längerer Zeit gerittenem Pferd bezieht, zu dem ein weitgehend unkompliziertes Vertrauensverhältnis besteht.