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Die FEI hat die No-Blood-Rule abgeschwächt
Die Regel „Blut am Pferd führt zum Ausschluss vom Wettbewerb“ ist Geschichte.
Bei ihrer Jahreshauptversammlung im November 2025 in Hongkong haben die Delegierten der Fédération Équestre Internationale (FEI) beschlossen, die bisherige No-Blood-Rule im Springreiten deutlich zu lockern.
Künftig kann ein Reiter, dessen Pferd während des Wettkampfs sichtbares Blut aufweist, mit einer Verwarnung davonkommen – das Pferd darf weiter am Wettbewerb teilnehmen, sofern es als „wettkampftauglich“ eingeschätzt wird.
Damit ist der Grundsatz aufgehoben, der bislang in allen Disziplinen galt:
„Blut am Pferd führt immer zum Ausschluss aus der Prüfung.“
Der Beschluss folgt einem Vorschlag des International Jumping Riders Club (IJRC), der bereits im Vorfeld stark umstritten war.
Nach dieser Regelung wird unterschieden, woher das Blut stammt:
- Direkte Blutung (verursacht durch Ausrüstung oder Reiter): Verwarnung beim ersten und zweiten Vorfall. Bei wiederholten Verwarnungen innerhalb von zwölf Monaten drohen eine Geldstrafe von 1.000 CHF und eine einmonatige Sperre.
- Indirekte Blutung (z. B. wenn das Pferd sich auf die Lippe oder Zunge beißt oder Nasenbluten hat): Das Blut darf abgewischt werden, und das Pferd darf weitermachen, sofern es als fit gilt. Eine Verwarnung erfolgt hier nicht.
Die neue Regel gilt zunächst nur für den Springsport.
Position der nationalen Verbände
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hatte den Vorschlag des IJRC zunächst grundsätzlich begrüßt, ihre Haltung aber nach öffentlicher Kritik überdacht.
Am 29. Oktober 2025 erklärte die FN, dass sie gegen die Aufweichung der No-Blood-Rule stimmen werde.
Die Abstimmung erfolgte geheim. Insgesamt stimmten 20 Nationen gegen den Vorschlag, 52 Nationen dafür.
Nach bisherigem Kenntnisstand haben sich Deutschland, Dänemark, die Schweiz, Großbritannien, Österreich und die Niederlande gegen die Änderung ausgesprochen.
Warum die Entscheidung problematisch ist
Mit der neuen Regel entfernt sich die FEI von einem zentralen Tierschutzprinzip im internationalen Pferdesport.
Das Wohl des Pferdes tritt damit hinter den sportlichen Erfolg zurück – eine Entwicklung, die dem Anspruch eines fairen und verantwortungsvollen Reitsports widerspricht.
Viele nationale Verbände, Reiterinnen und Reiter sowie Tierschutzorganisationen befürchten zudem, dass die gesellschaftliche Akzeptanz („Social License“) des Reitsports weiter sinkt, wenn sichtbares Blut am Pferd künftig als tolerierbar gilt.
Wie es weitergeht
Bei ihrer Jahreshauptversammlung 2026 im November wird sich die FEI aller Voraussicht nach erneut mit dieser Thematik beschäftigen müssen.
Denn die Verbände, die mit Nein gestimmt haben, haben angekündigt, dass sie sich künftig für eine harmonisierte und strengere No-Blood-Rule einsetzen werden.
Weitgehend von der Öffentlichkeit unbemerkt hat die FEI die No-Blood-Rule-Bestimmungen bereits für die Disziplinen Vielseitigkeit, Distanzreiten, Voltigieren und Fahrsport aufgeweicht.
Deshalb wird unsere Petition weiterlaufen – um ein deutliches Zeichen für Fairness, Ethik und das Wohl der Pferde zu setzen.
Quellen:
Der Vorschlag der Springreiter ist auf S. 33 nachlesbar.
Der Vorschlag auf den Seiten der FEI herunterladbar. ANNEX Pt 14.2 – GA25 Jumping Rules Memo (PDF) Inside FEI
Der Vorschlag hier gesichert und herunterladbar: bloodrule_versuch_2025_14.2_GA25_Jumping Rules Memo
Reglement für den Fahrsport (S. 24): FEI – Driving Rules 2025_Clean-FINAL.28.05.pdf
Reglement für die Distanzreiter (S.69): FEI Endurance Rules – 1 January 2025 – Clean.pdf
Reglement für die Vielseitigkeit: (S. 45): 2025 FEI Eventing Rules_Clean version.pdf
Historie:
06.11.2025: Trotz massiven Widerstands in den eigenen Reihen und über 65.000 Unterschriften unserer Petition, kippt die FEI die bestehende Blood-Rule und weicht sie deutlich auf.
25.10.2025: Wir starten erneut eine Petition, damit die „No-Blood-Rule“ unverändert bestehen bleibt.
2025: Springreiter versuchen auf FEI-Ebenen No-Blood-Rule aufzuweichen – Artikel von uns aus dem März 2025 über eben diese Initiative, die jetzt zur Abstimmung steht.
2022: Dressurreiter sehen rot: Während des CHIO in Aachen 2022 sind drei Dressurreiterinnen in den Prüfungen abgeklingelt worden, weil ihre Pferde im Maul bluteten.
2015: In Kentucky werden Adelinde Cornelissen und Parzival wegen Blut am Maul abgeklingelt. Daraufhin entstand eine weitere Diskussion, angeregt durch IDRC (International Dressage Riders Club). Der Vorschlag damals: „Wenn der Richter bei C meint, frisches Blut an irgendeiner Stelle des Pferdekörpers zu entdecken, das nicht vom Maul bzw. den Sporen oder der Gerte kommt, wird er das Paar anhalten und das Pferd in Augenschein nehmen. Wenn das Pferd blutet, aber trotzdem als „fit to compete“ erachtet wird, darf das Paar von dem Punkt an den Ritt fortsetzen, an dem es angehalten wurde. Das Pferd hat dann nach dem Ritt sofort einem FEI-Tierarzt vorgestellt zu werden, um sicherzugehen, dass es am folgenden Tag weiter eingesetzt werden kann. Wenn das Blut aber vom Maul, dem Sporen oder der Gerte kommt, muss das Pferd disqualifiziert werden. Diese Entscheidung ist endgültig.“ Dieser Vorschlag setzte sich nicht durch.
2011: Petition der Dressur-Studien | Fair zum Pferd gegen Vorstoß niederländischer Dressurreiter, die No-Blood-Rule abzuschaffen. Die Petition war erfolgreich, die No-Blood-Rule blieb bestehen.
