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Faktencheck 1: Mythen um den Sperrriemen

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Die Frage:

Folgende Anfrage einer Leserin erreichte uns: Ihr sei von einer Reiterin erklärt worden, der Sperrriemen verhindere bei Unfällen, dass der Unterkiefer des Pferdes „abgerissen“ werde und es käme „nur“ zu Frakturen. Ob das richtig ist? Tatsächlich kursiert diese Behauptung auch heute noch auf einigen Internetseiten.

Das Vorgehen:

Wir sammelten Eure Hinweise zum Thema. Gleichzeitig recherchieren wir natürlich auch und zwar in folgender Art und Weise:

  • Abfrage Suchmaschinen
  • Abfrage KI (Achtung, erfindet gern Fakten hinzu!)
  • Fachliteratur
  • Gibt es dazu Studien? Zu dieser konkreten Frage kaum, weil jeder Versuchsaufbau in der Art tierschutzwidrig wäre.
  • Suche nach verwandten Themen/Studien
  • Interviews mit Experten
  • „Crowd-Recherche“  auswerten und einarbeiten

Begriffsdefinition:

Der Sperrriemen wird in der Literatur meist als Kinnriemen bezeichnet.

Hier seht Ihr eine Zeichnung aus der „Instruktion zum Reitunterricht für die Kavallerie“ aus dem Jahr 1882. Die grüne Markierung zeigt die eigentliche Trense an (dazu gehört natürlich auch der Backenriemen). Der Rest ist das Reithalfter. Gut sichtbar, dass ein ganz lockerer Riemen im Kinnbereich zu sehen ist – nicht zu verwechseln mit dem Kinn- oder Sperrriemen eines Reithalfters – der dann zusätzlich vorhanden ist!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier eine Zeichnung aus der Reitvorschrift D.V.E Nr. 12, landläufig als HdV 12 bekannt:

 

Und hier kommen wir jetzt zum Sperr- oder Kinnriemen, er ist hier türkis markiert und liegt einerseits in der Kinngrube und ist mit dem Nasenriemen durch einen Ring verbunden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Vergleich eine Trense ohne Reithalfter. Kleiner Spoiler: Die üblichen Zäumungen in der Kavallerie waren die Trense (ohne Reithalfter) und die Kandare.  Reithalfter wurden anfangs nur bei „Problempferden“ eingesetzt – doch dazu am Ende unserer Recherchewoche mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Euer Wissen/Recherche:

Ihr habt Tipps und Hinweise zum Thema? Nur her damit. In die Kommentare oder per Mail an info@dressur-studien.de

Viel Spaß beim Recherchieren 🙂

 

5 Responses

  1. Heike Otto
    | Antworten

    Ich für mich sehe das so (ein anderer früherer Reitlehrer, Herr Dr. Dörr, war da ganz bei mir):
    Wenn ich dem Pferd das Maul zuschnüre, kann es sich einer harten Hand nicht durch Öffnen des Maules entziehen. Also wird es Kopf und Hals heben. Dafür braucht man dann ein Martingal (oder schlimmere Arten der Beizäumung). In jedem Fall erzeuge ich eine Hilflosigkeit oder ein Widersetzen. Lasse ich das alles weg, kann ich auf meine harte Hand reagieren, weil mir mein Pferd das zeigt.
    Ich konnte noch nie einen Sinn in einem Sperrhalfter erkennen.

    Eine frühere Reitlehrerin von mir, bei der ich sehr gerne Kurse besuchte, ist Marion Seel (ihre Qualifikation siehe http://www.ReiterSeele.de). Bei jedem Pferd, das ihr mit Sperrriemen vorgeritten wurde, flog das Stück spätestens in der zweiten Reiteinheit. Und jedes dieser Pferde war am Ende des Kurses viel zufriedener.

  2. Bettina Trenkle
    | Antworten

    Zusammenhang der verschiedenen Sperriemen bzw verschnallungen und deren Auswirkungen auf das Gebiss? es heißt das zb mit dem hannoverschen reithalfter das Gebiss ruhiger liegt. Vielleicht ist damit auch der Schutz im Kampf gemeint wenn die zügelführung keine hohe Priorität hat…. Denke es gibt also zwei Aspekte, das eine ist „das Maul zubinden“ um sich nicht mit der Reaktion des Pferdes auseinander setzten zu müssen. Das andere ist was passiert im Maul?

  3. Steffi
    | Antworten

    Frau Krischke schreibt in ihrem Buch „Du entscheidest“ auch etwas dazu. Das fand ich sehr interessant und aufschlussreich.

    Liebe Grüße 🙂

    • Claudia Sanders
      | Antworten

      Magst Du sagen, was sie dazu schreibt?

  4. Susanne Schöttle
    | Antworten

    Soweit mir bekannt ist, wurde der Sperrriemen früher beim berittenen Militär deshalb eingesetzt, um das Pferdemaul im Kampf zu schützen.
    Ob dem dann auch so war, sei dahin gestellt. Ein korrekt verschnallter Sperrriemen wird bei feiner Führung nicht schaden, aber wohl auch keinen Vorteil bringen, evtl sogar eher stören.

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