Die Initiative „R-haltenswert“ hat heute ihren Reflection Panel Report zu den Stuttgart German Masters im November 2025 veröffentlicht. Für die Analyse haben sich zwanzig Fachleute aus den Bereichen Biomechanik, Ausbildung, Bewegungsanalyse, Tiermedizin, Richterwesen und Ethik die Prüfungen angesehen. Der Bericht zeichnet ein differenziertes Bild: Die Ergebnisse reichen – je nach Disziplin – von harmonisch bis hin zu deutlich ausbaufähig. Die schlechtesten Noten bekamen dabei die Dressurreiter.
Die eingesetzten Fachleute berücksichtigten in ihrer Analyse vier unterschiedliche Ebenen. Im Mittelpunkt stand zunächst die Biomechanik, also die Frage, wie sich die Pferde bewegten, ob sie losgelassen waren, im Gleichgewicht standen, wie tragfähig sie arbeiteten und welche Bewegungsqualität sichtbar wurde.
Als zweiter Punkt floss die technische Ausführung ein. Hier prüfte das Panel, ob die Hilfen korrekt gegeben wurden, wie sicher die Linienführung war und inwieweit die geforderten Lektionen umgesetzt wurden.
Auch die Ausbildung wurde umfassend bewertet. Grundlage bildete die klassische Skala der Ausbildung, die die Kriterien Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichten und Versammlung enthält. Zusätzlich betrachteten die Fachleute die mentale und körperliche Balance der Pferde sowie die Frage, wie durchlässig sich die Pferde zeigten.
Als vierter Aspekt wurde das gezeigte Konfliktverhalten (Ethik) dokumentiert. Erfasst wurden objektiv sichtbare Verhaltensindikatoren wie Maul- und Zungenaktivität, Schweifschlagen, Taktunregelmäßigkeiten und Veränderungen in der Kopf-Hals-Haltung. Zudem hielt das Panel fest, ob die Pferde Widerstände oder andere Stresssignale zeigten.
Für die Bewertung galt eine einheitliche Skala, die sich an einem Notensystem von eins bis fünf orientierte. Die Note eins stand für „nicht erfüllt“, während fünf das Idealbild markierte.
Disziplin Dressur schneidet im Bericht am schwächsten ab
Nach Angaben des Panels schnitten 34,5 Prozent der Dressurritte mit einer Durchschnittsnote unter zwei ab. 62,1 Prozent erreichten Werte zwischen zwei und 3,49. Nur 3,4 Prozent der Ritte lagen oberhalb von 3,5 und damit im harmonischen Bereich.
Besonders hervorgehoben wird im Bericht das deutlich erhöhte Konfliktverhalten der Dressurpferde – im Vergleich zu allen anderen untersuchten Disziplinen. Im Bericht steht dazu: „Bemerkenswert ist, dass der rote Bereich in der Dressur nicht nur in einem Panel auftritt, sondern sich in Biomechanik, Disziplinbewertung, Ausbildung und Konfliktverhalten konsistent wiederfindet. In keiner anderen Disziplin ist dieses Muster so geschlossen sichtbar. Die Daten zeigen damit, dass die Dressur weniger ein technisches als ein strukturelles Spannungsfeld aufweist: fehlende Losgelassenheit, instabile Anlehnung und kompensierte Versammlung ziehen sich durch alle Bewertungsebenen.“
Der Bericht verweist zugleich auf einzelne positive Ausnahmen: Einige wenige Ritte zeigten ein harmonisches Gesamtbild mit aktiv tragender Hinterhand, ruhiger Anlehnung und feiner, kaum sichtbarer Hilfengebung.
Nach Einschätzung der Initiative könnten die vorgelegten Daten künftig eine Grundlage für weiterführende Diskussionen bei FEI und FN bilden. R-haltenswert versteht den Reflection Panel Report ausdrücklich als Beitrag zu einem offenen Dialog. Ziel sei es gewesen, den Status quo des gezeigten Sports sichtbar zu machen – „fair, objektiv und ausschließlich aus pferdeorientierter Sicht“.
Der vollständige Bericht mit knapp einhundert Seiten steht hier zur Verfügung: R-haltenswert Reflection Report_final
Er ist zudem direkt über die Website von R-haltenswert abrufbar.
