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Not- und Sonderfall: Schmied vernagelt das Pferd

Not- und Sonderfall: Der Schmied vernagelt das Pferd

Titelbild: Das Huf-Heft!
Oftmals reagiert das Pferd schon beim falschen Setzen eines Nagels durch Wegziehen des Beins. Eine Lahmheit kann sofort oder auch erst einige Tage später auftreten. Ziehen Schmied oder Tierarzt den betroffenen Nagel wieder, ist austretendes Blut ein deutliches Signal für eine Verletzung. Wird der Nagel erst einige Tage später entfernt, sind ein warmer Huf sowie eine bräunliche Flüssigkeit, die aus dem Loch austritt, Anhaltspunkte für eine Entzündung der Huflederhaut. Beim mechanischen Vernageln verletzt ein falsch gesetzter Hufnagel auf die Huflederhaut. Bei einer indirekten Vernagelung ist die Lederhaut des Hufs nicht verletzt, sondern nur gequetscht, während bei einer direkten Vernagelung die Huflederhaut durchdrungen wurde. „Ganz gefährlich!“, urteilt Dr. Anja Kasparek, Mitinhaberin der Pferdeklinik Aschheim. „Der Weg des Nagels bis zur Huflederhaut ist sehr kurz. Dabei trägt er, wie eine Injektionsnadel, auch noch Dreck und Bakterien ins Hufinnere. Daher ist eine umgehende Röntgenuntersuchung mit anschließender medizinischer Versorgung inklusive Antibiose nötig, um Schlimmeres zu verhindern.“ In diesen kritischen Fällen empfiehlt Dr. Kasparek, das Eisen wieder abzunehmen, einen Hufverband anzulegen und das Pferd ruhigzustellen. In leichten Fällen bildet sich „nur“ ein Hufabzess. Ist der Nagel besonders tief in wichtige Strukturen eingedrungen, kann das Pferd gar bleibende Schäden, wie chronische Lahmheit, zurückbehalten.

Hufformen
Links: Normaler Huf. Mitte: Stumpfer Huf. Rechts: Breiter Huf.

Gustav Optenplatz beschreibt eine weitere Möglichkeit, wie ein Hufnagel schaden kann: „Auch Nageldruck kann dem Pferd Schmerzen verursachen. Dieser ist manchmal erst nach ein paar Tagen feststellbar. Die Ursache hierfür kann sein, dass das Pferd unmittelbar nach dem Beschlagen zu stark beansprucht wurde. Dies führt zum Anschwellen der Huflederhaut, wodurch ein Druck entsteht. Sitzt ein Nagel zu dicht an der Huflederhaut, kann durch die Hornverdrängung ebenfalls Druck erzeugt werden. Ursachen können auch Tritte gegen die Boxenwand oder ähnliches sein, wodurch sich ein Eisen etwas verschiebt und Druck auf die Huflederhaut entsteht. Die Folge sind ‚nicht eitrige‘ Entzündungen. Hier empfiehlt es sich, möglichst das Eisen abzunehmen und den Huf entsprechend zu behandeln.“

(Claudia Sanders/Janina Beckmann)

Mehr Informationen zu Gustav Optenplatz finden Sie unter www.go-hufpflege.de und zu  Dr. Anja Kasparek erfahren Sie hier: www.pferdeklinik-aschheim.de/klinikleitung.html

Der Artikel ist eine Ergänzung zum „Huf-Heft“.