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Mr.P. & Me: Alles eine Frage der Zeit!

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Mein Auto ist noch nicht ganz eingeparkt, da wiehert Mr.P. meistens schon. Während der ein oder andere Pferdebesitzer dies wohl einfach nur mit Begeisterung zur Kenntnis nehmen würde, sind wohlerzogene Bedieneinheiten (BE) da selbstverständlich schon einen Schritt weiter. Eine gut ausgebildete und sensible BE hat im Laufe der Jahre gelernt, den Tonfall des Wieherns genau zu interpretieren. 
Ein lautes, helles, fast schon schrilles Wiehern ist dabei die Regel und hat so gar nichts mit Black Beauty-Romantik zu tun, sondern bedeutet in Mr. P.´s Sprache nichts anderes als „Wieso kommst Du erst jetzt? Hast du mal auf die Uhr geschaut? Was ist das für ein nachlässiger Service? Das ist ja unzumutbar!“

Ein derartiger Empfang kann einer BE schon dann drohen, wenn nach Meinung von Mr. P. die 10 Kilogramm Heu nicht ausreichend waren oder aber der Hafer mit fünf Minuten Verspätung serviert worden ist. Wie schön war doch die Zeit, als ich tatsächlich noch glaubte, jedes Wiehern sei nur eine freudige Begrüßung!

 

Auch die Erkenntnis, dass Pferde Gewohnheitstiere sind, ist mit Mr. P. zu einer ganz neuen Gewissheit geworden. Punkt sieben Uhr in der Früh erfolgte die erste Heufütterung – in der linksseitigen Boxenhälfte, die Halme wohlsortiert, aber nur leicht aufgeschüttelt! Dem folgt ein leichtes Haferfrühstück, welches natürlich nicht einfach nur mit Schwung in die Krippe geworfen, sondern mit aufmunternden Worten dezent platziert wird. Um 7.59 Uhr – bitte pünktlich! – folgen die Ankleide mit dem jeweils passenden Halftermodell und der Gang Richtung Wiese. Ab 12.50 Uhr hält sich Orgu in direkter Nähe des Weideausgangs auf und erwartet schon mit scharrenden Hufen – spätestens um 12.55 Uhr – den Rückholservice. Schließlich wird um 13 Uhr das Mittagsmenü serviert! Der weitere und – wie jede geneigte BE schon ahnen mag – minutiös festgelegte Tagesablauf ist wie folgt geplant: Bis 15 Uhr Siesta. Anschließend folgt nahtlos das abwechslungsreiche Unterhaltungsprogramm durch die BE bis 17 Uhr. Dem folgt je nach Wetterlage ein weiterer Aufenthalt auf der Wiese oder dem Paddock, der aber spätestens um 19 Uhr abgeschlossen sein sollte, um das Abenddinner zeitnah einnehmen zu können. Ein weiterer Heusnack wird dem Herrn um 21 Uhr gereicht.

Die Stunden bis zum Frühstück nutzen Stallpersonal und BE zum Durchschnaufen.

Es versteht sich von selbst, dass jede Abweichung – und sei sie auch noch so klein – zu heftigen Pferdeprotesten führt.

Unvergessen der Tag, an dem ich leichsinnigerweise zum Tierarzt sagte, er könne ruhig mittags zum Impfen kommen, das sei gar kein Problem.

Wohlgemut schritt ich um 14.15 Uhr – also exakt 45 Minuten vor dem Ende seiner Mittagsruhe – zu seiner Box. Ich flötete ein wohl gelauntes „Na Orgu?!“ in seine Richtung und hörte als Antwort: nichts. Mr. P. lag lang ausgestreckt in seiner Box, atmete tief, gleichmäßig und schlief. „Einen Moment nur“, trällerte ich in Richtung des Tierarztes, „ich hole ihn aus der Box.“ Weder das Öffnen der Boxentür noch mein aufmunterndes Tätscheln führten zu einer nennenswerten Reaktion bei Mr. P. „Aufstehen, es ist Besuch da, los“, rief ich energisch und das Pferd legte wohlig grunzend seinen Kopf im Stroh erneut zurecht. Ich seufzte laut und vernehmlich. „Sagen Sie, wäre es Ihnen möglich, in etwa 40 Minuten noch einmal vorbeizukommen?“, fragte ich den Tierarzt höflich. „Wie bitte?“, antwortete der ungläubig, während ich ihn dezent aus der Box des schlafenden Mr.P. herausschob. Wir verlegten den Impftermin dann doch lieber. Um eine Woche, Punkt 15 Uhr!

 

Nun ja. Beim nächsten Pferd wird alles anders. Ganz sicher. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Es ist schon 14.59 Uhr. Ich habe da einen unaufschiebbaren Termin … (cls)

Und natürlich ist Mr.P. auch bei Facebook.. 🙂

 

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